Prüfungstrainer Psychiatrie und Psychotherapie für Heilpraktiker

Das Prüfungswissen in strukturierter und lernfreundlicher Form

Klassifikation psychischer Erkrankungen

Die hier wiedergegebenen Lernkarten entsprechen im wesentlichen den Karten im Lerprogramm. Einige Unterschiede gibt es doch – nähere Informationen dazu unten.
Dieses Kapitel (eins der zwei kurzen) ist hier vollständig wiedergegeben.

1. Das traditionelle triadische System

(10 Lernkarten)

Systematik psychischer Erkrankungen
  • Traditionelle Klassifikation:
    • Das triadisches System
    • Psychosen
    • Neurosen

  • Moderne Klassifikationssysteme psychischer Störungen
    • ICD-10
    • DSM-IV bzw. V



Traditionelle Klassifikation psychischer Krankheiten: 
Das triadisches System


Die schriftlichen Prüfungen orientieren sich weitgehend am ICD-10. Bei den mündlichen Prüfungen hingegen wirkt sich ein unterschiedlicher Hintergrund der Prüfer aus; außerdem werden die traditionellen Begriffe auch in der Praxis z.T. weiter gebraucht. Daher wird hier die vorher gebräuchliche traditionelle Klassifikation in Grundzügen vorgestellt (wie das auch in den modernen Lehrbüchern nach wie vor der Fall ist).

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Das »triadische System« teilt psychische Erkrankungen nach deren [...] ein.
Das »triadische System« teilt psychische Erkrankungen nach deren  angenommenen Ursachen (=Ätiologie) ein.




Die drei Hauptkategorien des Triadischen Systems

  • exogene (oder: organische) Psychosen
  • endogene Psychosen
  • psychogene Störungen


triadisch = dreifach
...gen = Herkunft (vgl. Genesis, Genealogie)


Exogene (oder: organische) Psychosen — Definition

  • Psychische Störungen mit somatischer Ursache (= Psychose).
  • Diese Ursache ist bekannt (Erkrankung des Gehirns oder andere körperliche Erkrankung).

deshalb auch: organische Psychosen, körperlich begründbare Psychosen


exo-gen = verursacht von außen (im Blick auf die Psyche gedacht)

Exogene Psychosen sind z.B.

  • Primäre Hirnerkrankungen (= hirnorganische Psychosen)
    z.B. Hirntumoren oder Demenz

  • Sekundäre Hirnerkrankungen: d.h. andere Erkrankungen wirken sich sekundär auch auf das Gehirn aus; die Psychose ist ein Symptom der körperlichen Erkrankung (daher auch: symptomatische Psychosen)
    z.B. Intoxikationen, Infektionskrankheiten


In der ICD-10 vor allem im Kapitel F0: organische psychische Störungen

Endogene Psychosen — Definition

  • Psychische Störung mit angenommener somatischer Ursache
    (= Psychose).

  • Diese Ursache ist aber nicht oder nur teilweise bekannt.
    (Angenommen wurde eine wesentliche Beteiligung von Erbfaktoren, daher Kurzform: endogen = anlagebedingt.)


endo-gen = von innen verursacht

Endogene Psychosen sind z.B.

  • Schizophrenien (Hauptgruppe)
  • bipolare (manisch-depressive) Störungen
  • schizoaffektive Störungen




Psychogene Störungen — Definition

Psychische Störungen mit psychischen Faktoren als Ursache:

  • neurotische Störungen (psychodynamische Faktoren)
  • reaktive Störungen (Störung ist Reaktion auf ein belastendes Erlebnis)


D.h. in dieser Kategorie (und nur in dieser) werden keine körperlichen Ursachen angenommen.

Psychogene Störungen sind z.B.

  • Neurotische Störungen
    (Angst-, Zwangs-, dissoziative und Konversions-, somatoforme Störungen)
  • Anpassungs- und Belastungsstörungen
  • Persönlichkeitsstörungen




Das Triadische System wird heute nicht mehr verwendet, weil [...].
Für die meisten psychischen Störungen wird heute [...] angenommen (sogenannte [...]).

Das Triadische System wird heute nicht mehr verwendet, weil sich die klare Aufteilung nach Ursachen wissenschaftlich nicht durchhalten ließ.
Für die meisten psychischen Störungen wird heute eine Kombination verschiedener Ursachen angenommen (sogenannte »multifaktorielle Genese bzw. Ätiologie«).





2. Psychosen und Neurosen (9 Karten)

Psychosen und Neurosen in der traditionellen Krankheitslehre:
Psychosen — Definition


schwerste psychiatrische Störungen mit
  • Realitätsverlust
  • schwerer Beeinträchtigung der Ich-Identität
  • Verlust sozialer Grundfertigkeiten




Behandlung von Psychosen

  • meist mit Psychopharmaka
  • oft mindestens zeitweise stationäre Behandlung


(trotz dieser traditionellen Zuordnung profitieren auch Patienten mit psychotischen Störungsbildern von einer angemessenen begleitenden psychotherapeutischen Behandlung)

Wo kommt der Begriff »Psychose« in der ICD-10 vor?

nur als Adjektiv: psychotisch



»psychotisch« hat in der ICD-10 folgende Bedeutung

  • Das Vorkommen von Halluzinationen,
  • wahnhaften Störungen oder
  • bestimmten Formen schweren abnormen Verhaltens
    • schwere Erregungszustände, 
    • Überaktivität, 
    • ausgeprägte psychomotorische Hemmungen und 
    • katatone Störungen
aber keine Annahme über psychodynamische Mechanismen oder Ursachen.




Neurosen — Definition

Eine Störung der Erlebnis- und Konfliktverarbeitung
  • psychisch verursacht
  • die Realitätswahrnehmung ist erhalten
  • berufliche und soziale Funktionsfähigkeit ist weitgehend erhalten




Eine Neurose entsteht aus psychodynamischer Sicht aus [...].
Eine Neurose entsteht aus psychodynamischer Sicht aus einer Störung der kindlichen Entwicklung (inadäquate, kompromisshafte Verarbeitung von Konflikten).




Wo kommt der Begriff »Neurose« in der ICD-10 vor?

nur als Adjektiv: neurotisch 

(F4 Neurotische-, Belastungs- und somatoforme Störungen)

Neurose — Behandlung

durch Psychotherapie — stationäre Behandlung seltener erforderlich



Psychosen und Neurosen — Unterschiede
PsychoseNeurose
Ausmaß der Störung[...][...]
Realitätsbezug[...][...]
Ich-Identität[...][...]
Funktionsfähigkeit[...][...]

Psychosen und Neurosen — Unterschiede
PsychoseNeurose
Ausmaß der Störungschwererleichter
Realitätsbezugweitgehend verlorenerhalten
Ich-Identitätschwer beeinträchtigterhalten
Funktionsfähigkeitschwer beeinträchtigterhalten





Moderne Klassifikationssysteme ICD–10 und DSM IV / 5 (6 Karten)

Moderne Klassifikationssysteme psychischer Krankheiten sind 

  • die ICD-10
  • das DSM-IV bzw. V


Die Artikel »die« bzw. »das« erklären sich aus der ausgeschriebenen Form: die Klassifaktion, das Manual.

Die modernen Klassifikationssysteme psychischer Krankheiten orientieren sich
  • nicht an [...]
  • sondern am [...]. Dazu gehören z.B.
    • [...].

Die modernen Klassifikationssysteme psychischer Krankheiten orientieren sich
  • nicht an angenommenen Ursachen (Ätiologie)
  • sondern am Erscheinungsbild (der Phänomenologie) psychischer Störungen. Dazu gehören z.B.
    • Symptome,
    • Verlauf und
    • Schweregrad der Störung.



Im Übergang von der ICD-9 zu ICD-10 bzw. vom DSM-II zu DSM-III wurden die traditionellen Kategorien Psychose und Neurose aufgegeben.

ICD-10 steht für [...].
ICD-10 steht für International Statistical Classification of Diseases, (= Internationale Klassifikation der Krankheiten), 10. Ausgabe.



Die ICD-10 umfasst alle Krankheitskategorien — das Kapitel V bzw. F ist das Kapitel für psychische Störungen, daher das F vor den Codes der psychischen Störungen.

Herausgeber der ICD-10 ist [...].
Herausgeber der ICD-10 ist die Weltgesundheitsorganisation (WHO).


Hinweis: Es gibt verschiedene Ausgaben der ICD-10 (Kapitel F):
  • ICD-10, Kapitel V(F); klinisch-diagnostische Leitlinien (blauer Einband)
  • ICD-10, Kapitel V(F); Forschungskriterien (grüner Einband)
  • Taschenführer zur ICD-10 Klassifikation psychischer Störungen (roter Einband)
Der Taschenführer verbindet klinische Leitlinien mit diagnostischen Kriterien und ist daher am ehesten zur Anschaffung zu empfehlen.
Eine Kurzfassung der ICD-10 Diagnosen finden Sie im Internet unter www.dimdi.de/static/de/klassi/icd-10-gm/index.htm, ausführlicher unter www.icd-code.de/icd/code/F00-F99.html oder www.heilpraktiker-psychotherapie.de/icd-10/


DSM-IV (bzw. V) steht für [...].
DSM-IV (bzw. V) steht für Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, 4. (bzw. 5.) Ausgabe der American Psychiatric Association (APA).

Das DSM umfasst anders als das ICD nur psychische Störungen. 


    Es kodiert fünf Achsen (»multiaxial«):
    1. psychiatrische Diagnosen
    2. Persönlichkeitsstörung bzw. geistige Behinderung
    3. medizinische Krankheitsfaktoren
    4. psychosoziale und umgebungsbedingte Probleme
    5. allgemeine Beurteilung des Funktionsniveaus
    Das DSM ist in den USA (und einigen weiteren Staaten) gültig und wird wegen seiner größeren Ausführlichkeit und Präzision für Forschungszwecke oft bevorzugt — die aktuelle 5. Ausgabe (seit 2013) steht wegen erheblicher Ausweitungen psychiatrischer Diagnosen in der Kritik.
    Die psychiatrischen Lehrbücher beziehen sich in der Regel sowohl auf die ICD-10 als auch auf das DSM-IV.


    Das in der Bundesrepublik gültige Klassifikationssystem für psychische Störungen ist [...].
    Das in der Bundesrepublik gültige Klassifikationssystem für psychische Störungen ist die ICD-10.


    Deshalb orientiert sich dieser Prüfungstrainer in den Kapiteln über die psychischen Störungen im Aufbau und in den diagnostischen Kriterien an der ICD-10, die Grundlage sowohl für den GK3 (Medizinstudium) als auch für die Heilpraktikerprüfung ist. 
    Eine zusätzliche Kenntnis des DSM-IV (V) ist für diese Zwecke nicht erforderlich — auf einige grundlegendere Abweichungen wird an den betreffenden Stellen hingewiesen.